Ausführungsbereich AK3

Ausführungsbereich AK3

Einbau von Abwasserleitungen und -kanälen unterschiedlicher Werkstoffe in offener Bauweise mit den dazugehörigen Bauwerken in einer charakteristischen Tiefe der Baugrubensohle bis 3 m. 

Der Ausführungsbereich AK3 ist Bestandteil der Ausführungsbereiche AK2 und AK1

 

1 Geltungsbereich

Diese Güte- und Prüfbestimmungen gelten für die Herstellung und Instandhaltung1) von öffentlichen und privaten Abwasserleitungen und -kanälen und den zugehörigen Bauwerken. 

2 Allgemeine Bedingungen

Für die Herstellung und Instandhaltung von Abwasserleitungen und -kanälen gelten die allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T.). 

3 Gütebestimmungen

3.1 Ausführungsbereiche und Beurteilungsgruppen 

Werden die Anforderungen an die technische Leistungsfähigkeit und Erfahrung zum genannten Leistungsbereich erfüllt, wird ein Unternehmen / eine Organisation (öffentliche Einrichtung/Ingenieurbüro) in die gleichnamige Beurteilungsgruppe eingestuft. 

Einbau von Abwasserleitungen und -kanälen unterschiedlicher Werkstoffe in offener Bauweise mit den dazugehörigen Bauwerken in einer charakteristischen Tiefe der Baugrubensohle bis 3 m. 

 

Für die Beurteilungsgruppen bzw. Ausführungsbereiche AK gilt gleichermaßen:


- Erfahrung und Zuverlässigkeit
Besondere Erfahrungen und Zuverlässigkeit des Unternehmens und des eingesetzten Personals in Bezug auf die Ausführung der beschriebenen Arbeiten.

Besondere Erfahrungen des Unternehmens gelten als nachgewiesen durch Belege über entsprechende Tätigkeiten.

Die Zuverlässigkeit des Unternehmens gilt als nachgewiesen durch Vorlage eines Organisationsmanagements.

Besondere Erfahrungen des eingesetzten Personals gelten als nachgewiesen durch Belege über entsprechende Tätigkeiten.

Die Zuverlässigkeit des eingesetzten Personals gilt als nachgewiesen durch Vorlage entsprechender Referenzen (z. B.  Zeugnisse / Schulungsnachweise).


- Nachunternehmer
Nachunternehmer für die Durchführung von Tätigkeiten, die in diese oder eine andere Beurteilungsgruppe gem. Abschnitt 3.1 fallen, müssen die zugehörigen Anforderungen der Güte- und Prüfbestimmungen erfüllen.


3.2 Anforderungen Beurteilungsgruppe AK3 

Die Kapitelnummerierung bezieht sich auf Herstellung und Instandhaltung von Abwasserleitungen und -kanälen Gütesicherung RAL-GZ 961


3.2.1 Ausstattung der Unternehmen 

3.2.1.1 Personal 

  • Technisch Verantwortliche5) in angemessener Zahl entsprechend dem jeweiligen Auftragsumfang mit erfolgreicher dreijähriger Tätigkeit im Kanal- oder Rohrleitungsbau, alternativ verantwortliche Fachleute mit einer durch den Güteausschuss anzuerkennenden Qualifikation mit Fachwissen zum Einbau von Abwasserleitungen und -kanälen. 
    Der Nachweis des Fachwissens gilt als erbracht durch Vorlage geeigneter Schulungsnachweise.
  • Fachpersonal in angemessener Zahl entsprechend dem jeweiligen Auftragsumfang, mindestens jedoch ständig ein Werkpolier und zwei Kanalbauer (ggf. davon ein Rohrleitungsbauer), 
  • Schulung.

 

3.2.1.2 Betriebseinrichtungen und Geräte 

Es müssen alle für die Durchführung der jeweiligen Arbeiten erforderlichen Betriebseinrichtungen vorhanden sein. Geräte müssen in ausreichender Menge und funktionsfähigem Zustand auf der Baustelle bereitgestellt werden. 

  • Büro und Betriebshof mit dem erforderlichen Personal,
  • Absperrmaterial zur Baustellensicherung sowie Material zur Verkehrssicherung und -lenkung,
  • Aufbruchgerät und Fugenschneider für Straßenaufbruch,
  • Baugeräte für Bodenaushub sowie Verbaumaterial gemäß DIN 4124,
  • Verdichtungsgeräte,
  • Hebezeuge und Einbaugeräte,
  • Geräte für den Betrieb von Grund- und Abwasserhaltungen, 
  • Nivellierinstrumente und Lasergeräte für die Lageprüfung der Rohrleitung,
  • Bearbeitungsgeräte für Rohre und Formstücke entsprechend den Vorschriften der Hersteller,
  • Prüfgeräte für Nachweise nach DIN EN 1610 und DWA-A 139. 
4 Prüfbestimmungen

4.1 Prüfungen durch den Güteausschuss bzw. dessen Beauftragten 

Antragsteller und Gütezeichenbenutzer haben dem Güteausschuss der Gütegemeinschaft "Güteschutz Kanalbau" geeignete Unterlagen als Nachweis der Erfüllung der Güteanforderungen der jeweils angestrebten bzw. beurkundeten Beurteilungsgruppe vorzulegen und alle Baustellen bzw. Projekte zu melden. 

Firmenprüfung 

Bei der Firmenprüfung prüft und bewertet ein vom Güteausschuss beauftragter Prüfingenieur oder eine vom Güteausschuss beauftragte Prüfstelle stichprobenweise die Einhaltung und Dokumentation der der jeweiligen Beurteilungsgruppe zugehörigen Anforderungen, einschließlich der Dokumentation der Eigenüberwachung und der Meldungen der Baustellen bzw. der Meldungen von Projekten. Die Unterlagen werden auf Vollständigkeit geprüft und bewertet. 

Ergebnisse der Firmenprüfungen werden protokolliert. Die Beurteilung der Qualifikation erfolgt unter Berücksichtigung sämtlicher Erkenntnisse in einem zusammenfassenden Bericht. Ausfertigungen erhalten Antragsteller bzw. Gütezeichenbenutzer, die Geschäftsstelle der Gütegemeinschaft "Güteschutz Kanalbau" und der Güteausschuss, welcher die Berichte bewertet. 

Firmenprüfungen erfolgen nach Gütezeichenverleihung situationsabhängig, mindestens aber: 

  • 1 Firmenprüfung alle 2 Jahre.


Baustellenprüfung 

Bei der Baustellenprüfung prüft und bewertet ein vom Güteausschuss beauftragter Prüfingenieur oder eine vom Güteausschuss beauftragte Prüfstelle stichprobenweise die Einhaltung und Dokumentation der der jeweiligen Beurteilungsgruppe zugehörigen Anforderungen, einschließlich der Dokumentation der Eigenüberwachung und der Meldungen der Baustellen bzw. der Meldungen von Projekten. Die Unterlagen werden auf Vollständigkeit geprüft und bewertet. 

Ergebnisse der Baustellenprüfungen werden protokolliert. Die Beurteilung der Qualifikation erfolgt unter Berücksichtigung sämtlicher Erkenntnisse in einem zusammenfassenden Bericht. Ausfertigungen erhalten Antragsteller bzw. Gütezeichenbenutzer, die Geschäftsstelle der Gütegemeinschaft "Güteschutz Kanalbau" und der Güteausschuss, welcher die Berichte bewertet. 

Baustellenprüfungen [Anzahl/a] erfolgen nach Gütezeichenverleihung in der Regel in Abhängigkeit der Anzahl der eingesetzten Kolonnen/Teams gemäß Tabelle 2: 

Gruppe

Kolonnen / Teams

1-4 5-8 9-12 >12

Anzahl Prüfungen / a

AK

2

3

4

5

V*)

2

3

4

5

S*)

1

2

3

4

I

1

2

3

4

R

1

2

3

4

D

1

2

3

4

*) bezogen auf das jeweils beurkundete Vortriebsverfahren bzw. S-System. 

Wiederholungsprüfung 


Bei Nichteinhaltung der Anforderungen kann für die notwendige und mögliche Mängelbeseitigung ein Termin für eine zeitnahe Wiederholungsprüfung durch den Prüfer festgelegt werden. 

4.2 Prüfungen durch Mitarbeiter des Unternehmens (Eigenüberwachung) 

Bei der Eigenüberwachung sind für alle Beurteilungsgruppen die in Kapitel 3 zugeordneten Anforderungen zu überprüfen und deren Einhaltung zu dokumentieren. 

Es gelten die in den "Leitfäden für die Eigenüberwachung" getroffenen Festlegungen. 

Die Lage von allen Abwasserleitungen und -kanälen sowie von Schächten ist haltungsweise während der Bauausführung nach Höhe und Richtung zu prüfen und zu dokumentieren (AK3, AK2, AK1, VP, VM, VMD, VO, VOD, VB)

Die Verdichtung von Leitungszone und Überschüttung ist bei offener Bauweise (Beurteilungsgruppen AK3, AK2, AK1) haltungsweise nachzuweisen. Der Abstand der Prüfpunkte soll bei Kanalgräben eine Haltungslänge oder 25 m nicht überschreiten bzw. 3 Kontrollen pro Bauvorhaben nicht unterschreiten. 

Die Nachweise der ordnungsgemäßen Betonverarbeitung entsprechend der Überwachungsklasse sowie material- und verfahrensspezifische Nachweise (z. B. SIVV-Schein) sind zu führen. 

Die Abnahmebescheinigungen, die Ergebnisse der Abschlussuntersuchungen und -prüfungen sowie sämtliche Nachweise der Eigenüberwachung sind mindestens 5 Jahre aufzubewahren. 

4.3 Überprüfung der Qualifikation und Kontrolle der Eigenüberwachung 

In unregelmäßigen Abständen erfolgen unangemeldete Überprüfungen des Fortbestehens der Qualifikation, der Eigenüberwachung und der Erfüllung der sonstigen Anforderungen der beurkundeten Beurteilungsgruppe unter zusätzlicher Berücksichtigung der Festlegungen in den Durchführungsbestimmungen. 

Bei festgestellten Mängeln schlägt der Güteausschuss dem Vorstand Ahndungen vor, welche in den Durchführungsbestimmungen beschrieben sind. 

Wenn die Referenzmaßnahmen dem Schwerpunkt des Anforderungsprofils einer Beurteilungsgruppe nicht mehr hinreichend entsprechen, kann der Güteausschuss nach entsprechender Bewertung eine Änderungseinstufung in eine entsprechende Beurteilungsgruppe beschließen bzw. der Vorstand auf Vorschlag des Güteausschusses das Gütezeichen entziehen. 

Weitere Regelungen zu Firmen- und Baustellenprüfungen siehe Kapitel 4.1. 

5 Kennzeichnung


5.1 Verleihung 

Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Ingenieurbüros, die Leistungen gemäß diesen Güte- und Prüfbestimmungen erbringen, können für diese Leistungen das Gütezeichen Kanalbau benutzen, sobald ihnen das Recht zum Führen des Gütezeichens verliehen wurde und die Einhaltung der festgelegten Güte gesichert ist. 

Die Beurteilungsgruppe bzw. -gruppen sind als Zusatz unter dem Gütezeichen anzugeben. Der Gütezeichenbenutzer darf das Gütezeichen nur mit der Angabe der Beurteilungsgruppe bzw. -gruppen anwenden, für die ihm das Gütezeichen verliehen worden ist. 

5.2 Anwendung 

Für die Anwendung des Gütezeichens gelten ausschließlich die Durchführungsbestimmungen für die Verleihung und Führung des Gütezeichens Kanalbau der Gütegemeinschaft "Güteschutz Kanalbau". 

Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Ingenieurbüros, die Leistungen gemäß den Güte- und Prüfbestimmungen erbringen, kennzeichnen ihre Leistungen mit dem Gütezeichen Kanalbau. 

6 Änderungen
Diese Güte- und Prüfbestimmungen können unter Berücksichtigung des technischen Fortschritts ergänzt und weiterentwickelt werden. Änderungen bedürfen der vorherigen schriftlichen Zustimmung 
von RAL. Sie werden nach angemessener Frist vom Zeitpunkt der Bekanntgabe an die Gütezeichenbenutzer durch den Vorstand der Gütegemeinschaft "Güteschutz Kanalbau" in Kraft gesetzt. 

 


Fußnoten

1) Instandhaltung beinhaltet die Maßnahmen zur Wartung, Inspektion und Sanierung für funktionsgerechten Betrieb und Unterhalt. 

2) Erschwerte Bedingungen sind z.B.: Grundwasserhaltung, Bauen in Grundwasser ohne Absenkung, Bauen unter Betrieb bei größerem Abwasseranfall, Bau besonderer Gründungsmaßnahmen. 

3) Technisch anspruchsvolle Bauverfahren sind z.B.: Anwendung besonderer Verbauarten (z.B. Trägerbohlwände, Spundwände, Spritzbetonbauweise). 

4) Eine Übersicht der Sanierungssysteme ist bei der Gütegemeinschaft ,,Güteschutz Kanalbau" erhältlich. 

5) Personen mit einer Qualifikation, die im Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmen mindestens dem Niveau 6 zugeordnet sind.

Für die Beurteilungsgruppen ABAK, ABV, ABS, AK1, AK2, VOD, VO, VB, VMD, VM:

- Personen mit erfolgreichem Abschluss eines Studiums des Bauingenieurwesens oder einer anderen Studienrichtung mit entsprechenden Studieninhalten (Lehrstoffplan).

Für die Beurteilungsgruppen AK3, VP, S*), I, R, D:

- Personen mit erfolgreichem Abschluss als „Staatlich geprüfter Techniker“ in einer entsprechenden Baufachrichtung,

- Personen mit bestandener Meisterprüfung, wenn entsprechende Tätigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten in der Meisterverordnung enthalten sind (Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung),

- Personen mit bestandener Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter Polier, Bereich Tiefbau (PolierPrV 2012, Änderung durch Art. 1 V v. 22.04.2014).

Für alle o. g. Beurteilungsgruppen:

Personen mit jeweils als gleichwertig anerkannten Qualifikationsnachweisen. 

6) Z.B. ,,Zertifizierter Kanalsanierungsberater" oder vergleichbare Nachweise

7) Z.B. ,,DWA-geprüfter Kanalinspekteur",,Zertifizierter Kanalsanierungsberater" oder vergleichbare Nachweise. 

8) Z.B. ,,DWA-geprüfter Kanalreiniger"  oder vergleichbare Nachweise. 

9) Z.B. ,,DWA-Sachkunde für Dichtheitsprüfung von Entwässerungsanlagen außerhalb von Gebäuden" oder vergleichbare Nachweise. 

*) Für das Sanierungssystem S52 gelten die Anforderungen VM. 

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Alle in diesen Güte- und Prüfbestimmungen verwendeten Personen- und Funktionsbezeichnungen sind geschlechtsneutral aufzufassen.